X 17 – Fuldahöhenweg


Kurzbeschreibung

Durchgangswanderstrecke X17 – Fuldahöhenweg

Der Wanderweg, im oberen Teil „Fuldahöhenweg“ genannt, führt von der Fuldaquelle an der Wasserkuppe bis zum Weserstein in Hann. Münden, wo sich Werra und Fulda zur Weser vereinigen – Gesamtlänge ca. 170 km.

Planung um 1930: Liebenau (Dieme!) – Kassel – Heiligenberg (Eder) – Altmorschen – Mecklar – Friedewald – Vacha (Werra). Damals bestanden der „Nördliche“ und der „Südliche Fuldahöhenweg“ des Knüllgebirgsvereins von Altmarschen über Ludwigseck, Bad Hersfeld bis Fulda bereits. Die Wanderstrecke wurde dann vom HWGHV von Altmarschen über den Heiligenberg (Eder), Kassel, Liebenau (Dieme!) bis Karlshafen (Weser) verlängert. – Diese Führung war bald erheblicher Kritik ausgesetzt, da der Weg großenteils weit von der Fulda entfernt verlief, und bedeutende Orte am Fluss ausließ. So vereinbarten HWGHV und Knüllgebirgsverein 1975 die Änderung des Namens in „Fulda-Diemel-Weg“. – Eine neue Situation trat 1982 ein. Der Rhönclub schlug die Schaffung eines „Fulda-Wanderweges“ von der Quelle bis zum Weserstein vor. Nun bestand die Chance zur Einrichtung eines solchen Weitwanderweges unter Einbeziehung des bisher unbeteiligten Rhönclubs. Dieser markiert nun den Weg in seinem Bereich mit einem blauen „F“ und nennt ihn „Fuldawanderweg“. Weitere mit „F“ markierte Teilstrecken richteten KGV und HWGHV ein. – Auch die Änderungen werden hier beschrieben, damit Benutzer älterer Karten informiert werden. Allerdings sollten Wanderer stets die neuesten Karten mitführen, da immer wieder Verlegungen erfolgen müssen. – Der HWGHV konnte die gesamte Strecke zu seinem hundertjährigen Bestehen im Jahr 1983 mit einer Ferienwanderung einweihen.

Für den „Fuldahöhen- und Wanderweg“ werden vom HWGHV seit 1987 Wanderpass, Beschreibung und Erinnerungsnadel angeboten. Die Nadel wird für Wanderungen von mindestens 100 km auf dieser Strecke in Bronze und für mindestens 170 km in Gold verliehen.

In der folgenden Beschreibung sind außer den Führungen des „Fuldahöhen- und Wanderweges“ auch einige Varianten genannt. – Beim Erwerb der „Fuldawanderweg-Nadel“ werden diese Wanderungen selbstverständlich auch anerkannt, ebenso andere im Gebiet des Flusses.

Ansprechpartner für die Wegemarkierung

HWGHV Wegemanagement
Hessisch-Waldeckischer Gebirgs- und
Heimatverein – Gesamtverein – e.V. Kassel
Wilhelmsstraße 19
34117 Kassel

Michael Martin-Leck
service@wandern-hwghv.de
Tel. Mobil 0152 22908579

X 17 – Fuldahöhenweg //
Wasserkuppe-Hann. Münden (Weserstein)
170 km

HWGHV -Gesamtverein- Kassel e.V.

11 Etappen

Wasserkuppe – 1 km – Fuldaquelle – 2 km – Obernhausen – 5 km – Gersfeld – 8 km – Hettenhausen – 2 km – Schmalnau = 18 km

Wanderkarte: ,,RH Rhön Nord“
Markierung: ab Fuldaquelle blaues „F“, Rhönklub

Wir beginnen unsere Wanderung auf der Wasserkuppe, mit 950 m der höchste Berg Hessens. Der Gebirgsstock, auch „Lange Rhön“ genannt, besteht außer der Wasserkuppe noch aus Eube (814 m), Pferdskopf (876 m), Abtsrodaer Kuppe (905 m) und der Kleinen Wasserkuppe (905 m). Vom Gipfel reicht der Blick weit in die Ferne, von keinem Wald behindert. Um ihn gruppieren sich fast alle Rhönberge. Bei entsprechender Sicht sind zu sehen: Im Norden das Ulstertal, Habelberg, Öchsen, Dietrichsberg. – Im Nordosten: Baier, Thüringer Wald, Hohe Rhön. – Im Osten: Schafstein, Schwarzes Moor, Stirnberg, in der Ferne die Veste Coburg. – Im Südosten: Heidelstein, Rotes Moor; Gleichberge, Grabfeld, in der Ferne Frankenwald und Fichtelgebirge. – Im Süden: Kreuzberg, Schwarze Berge, Eierhauck, Dammersfeld, davor Eube, Pferdskopf, Wachtküppel, Ebersberg. – Im Südwesten: Spessart, Taunus, Vogelsberg. – Im Westen: die Stadt Fulda und das Fuldaer Land. Im Nordwesten: Amöneburg, Schloss Herzberg, Knüll, Habichtswald, Meißner; im Vordergrund Steinwand, Teufelsstein, Milseburg und Weiherberg.

Wir stehen hier auf dem Berg der Flieger, der Geburtsstätte des Segelfluges. Schon 1911 /13 unternahmen wagemutige Studenten die ersten Flugversuche. Der Segelflug trat von hier aus den Siegeszug um die ganze Welt an. Das Fliegerdenkmal in der Nähe des Gipfels erinnert hieran. – Es gibt hier Gaststätten, Unterkünfte und ein Segelflugmuseum.

Unsere Wanderung führt zunächst in südöstlicher Richtung nahe der Straße nach Gersfeld her zur Fuldaquelle in 855 m Höhe unterhalb der Kleinen Wasserkuppe. An der hübschen, vom Rhönklub geschaffenen Anlage finden wir den Spruch:

Hier halte Rast! Dich labt die Quelle Der Fulda, die mit klarer Welle Den Berggruß rauschend trägt einher. Sie wächst, zur Werra hingezogen, Zum Deutschen Strom und senkt die Wogen Als Weser schiffbelebt ins Meer.

Nun zeigt uns das blaue „F“ den Weg. Klein rinnt das Bächlein durch die Wiesen, nimmt andere Rinnsale auf und wächst schon bald zum stattlichen Bach heran. Vom Durchlass an der Bundesstraße 279 kurz vor Ohernhausen an verschwindet sie im Sommer für etliche hundert Meter im Geröll des Untergrundes, kommt aber in Obernhausen (678 m, OT von Gersfeld, 200 EW) wieder zum Vorschein. Wir befinden uns übrigens auf der schon im Mittelalter bedeutenden „Hohen Straße“, eine der Messestraßen aus dem Rhein-Main-Raum nach Thüringen und Leipzig. Sie überschritt hier, von Fulda kommend, die Rhön und zog über Geisa zum bedeutenden Knotenpunkt Vacha weiter. – In Obernhausen ist die Fulda schon kräftig genug, um eine Mühle zu treiben. – Weiter geht es, immer in der Nähe des Baches, nach Gersfeld, wo er auch „Gersfelder Wasser“genannt wird. – Wir bleiben an der Fulda, mal links, mal rechts der Bahnstrecke. Dann geht es links an Altenfeld (408 m, OT von Gersfeld, etwa. 165 EW) und Hettenhausen (373 m, OT von Gersfeld, etwa 1100 EW. – 927 = ,,Hettenhusono marku“) vorbei, nach Schmalnau an der Einmündung des gleichnamigen Baches in die Fulda.

Gersfeld (371-950 m), etwa 6019 EW. – 944 „Geresfeld in pago Grapfeld“. -Prachtvolle Lage in einem von hohen Rhön bergen umgebenen Talkessel. 1359 erhielt Fulda das Recht, G. zu einer Stadt zu machen, doch blieb es Dorf oder Flecken. Die Kemenate war 1350 fuldisches Lehen der v. Schneeberg, 1435 an die v. Ebersberg, 1406 Schloss, Haus und Gericht an das Großherzogtum Würzburg. 1540 Einführung der Reformation. 1816 an Bayern, 1866 an Preußen und erneuerte Erhebung zur Stadt. – Ev. Pfarrkirche aus 1780-88, 1963-64 instandgesetzt. Einheitliche Ausstattung der Bauzeit von vorzüglicher Qualität mit reichen Holzschnitzarbeiten. An der Westseite Kanzel und Orgel hinter dem Altar zu einem monumentalen Aufbau mit reichem Rokokodekor vereinigt. In der Turmhalle figürlicher Doppelgrabstein des Ernst Christoph von Ebersberg (gestorben 1562). Im Innern drei große Wappensteine 1583, 1657 und 1677. – Kath. Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt aus 1840-41, 1961 umgebaut. Darin ein Altargemälde (Beweinungsgruppe) von 1618. – Friedhofskapelle. Um 1632, ursprüngliche Begräbnisstätte der Herren v. Ebersberg. Kanzel mit Schnitzereien und Intarsien (um 1664) und Emporenbrüstungs-Malereien von 1593 aus der alten ev. Pfarrkirche: Friedhofsummauerung mit großem Rundbogenportal, 1632. – Oberes Schloss (Schlossstraße 7). Steinbau mit Satteldach; der Westteil 14. Jh., ehemals Kemenate der Herren v. Schneeberg, der Ostteil 1486-93 angefügt. Der Gesamtbau 1605-08 erneuert. Veränderungen im 19. Jh. – Mittleres Schloss (Schlossstraße 5). 1607 erbaut, im 18. Jh. erneuert. Dreigeschossiger Bau mit Walmdach. Ein östlich gelegener sechsgeschossiger Wohnbau 1810/1884 abgebrochen. – Unteres Schloss (Städtisches Heimatmuseum). 1740 erbauter, stattlicher dreigeschossiger Barockbau mit Mansarddach. Im Obergeschoss Festsaal mit hervorragenden Rokoko-Stuckaturen an Wänden und Decke (um 1740), zwei Porzellanöfen und vier lebensgroße Porträts Mainzer Erzbischöfe, 18. Jh.; weitere gute Gemälde und Möbel (17. und 18. Jh.); Meißner und Fuldaer Porzellan. – Rathaus. Ursprünglich herrschaftliches Bannwirtshaus; seit 1787 Gasthaus „Zum Stern“, seit 1919 Rathaus. Fachwerk über massivem Untergeschoss. – Mehrere sehenswerte Wohnhäuser, 18. und 19. Jh. – Alter Steg über die Fulda (neben dem Pfarrhaus). 17.-18. Jh., zwei große lange Steinblöcke.

Schmalnau (360 m), OT von Ebersburg, etwa 1120 EW. – 1011 = villa Smalanahe. – In der Ortsmitte zwei Kreuzsteine, die im Ebersberger Archiv 1766 als Nachbarkreuze bezeichnet werden. Nach der Überlieferung haben hier früher drei Steinkreuze gestanden. Wandernde Handwerksburschen oder Musikanten sollen sich, nachdem sie in Dalherda gezecht hatten, zerstritten und mit Messern aufeinander losgegangen sein. Der erste wäre bei Dalherda, die beiden anderen in Schmalnau sterbend zusammengebrochen. – Nach einer anderen Sage haben zwei von einer Judenfrau aus Lütter gedungene Burschen der Lütterer Dorfjugend nach einem Tanzfest aufgelauert und diese übel zugerichtet. Einer verstarb bei Dalherda, zwei in Schmalnau und ein vierter in Lütter (nach Riebeling). Was doch die Juden alles angerichtet haben sollen! – Die kath. Pfarrkirche St.Martin ist aus 1754-57. Ursprünglich Saal bau mit quadratischem Chorturm, darauf Haubenhelm mit offener Laterne. Großer Erweiterungsbau 1962-63. – Altargemälde Himmelfahrt Mariä. Spätgotischer Taufstein 1. Hälfte 16. Jh. – An der alten Fuldabrücke des 19. Jh. eine Statue des hl. Johann von Nepomuk, 1753.

Ab Gersfeld – 4 km – Abzweig Wachtküppel – 4 km – Berghotel Ebersburg = 16 km (dazu evtl. 6 km bis Schmalnau)

Man nennt die Rhön auch das Wandergebiet der „offenen fernen“. Wer nicht nur im Tal der Fulda wandern möchte, sondern auch auf aussichtsreichen Höhenwegen, dem schlagen wir aus dem Wegenetz des Rhönklubs einige Varianten vor. – Hier die zur ersten Wanderung.

In Gersfeld Wechsel auf den ausgesprochen aussichtsreichen, mit einem gelben Tropfen markierten Höhenweg. An der Siedlung Maiersbach vorbei zum Wachtküppel (706 m), einem markanten Basaltkegel mit prachtvoller Aussicht, der zu einem kurzen Aufstieg zum Gipfel lockt. Der Berg wird auch „Lausbub der Rhön“genannt, weil er wirklich keck hervorlugt. – Weiter dann zum Ortsteil Gackenhof (zu Poppenhausen) mit dem Berghotel Ebersburg (etwa 635 m). Unmittelbar daneben der Basaltkegel mit der Ebersburg (besteigbarer Bergfried, erfragen, ob geöffnet ist).

Ebersberg (689 m). Ehemalige Burg der 1219 zuerst erwähnten Ritter von Ebersberg genannt Weyhers, des bedeutendsten Geschlechtes der Rhön. Sie waren arge Raubritter. Die Hinrichtung des Ebersbergers Hermann führte zur Ermordung des Fuldaer Abtes Bertho II., was 1271 wiederum ein großes Blutbad unter den Rittern in Kirchhasel zur Folge hatte. Im gleichen Jahr wurde die Burg zerstört, 1395-96 erneuert, 1459 und 1465 wiederum zerstört, seit 1516 verfallen, jetzt Ruine. 1957 Ausgrabungen. Regelmäßige viereckige Kernanlage aus staufischer Zeit. Ende 14. Jh. größerer Ausbau mit nördlich erweiterter, durch Rundturm verstärkter Ringmauer und großer, das Felsengelände ausnutzender Vorburg. Erhalten sind zwei Türme. Der quadratische Bergfried mit Eckbuckelquadern und rundem gotischen Oberbau ist besteigbar. – Reste einer vorgeschichtlichen Wallanlage.

Schmalnau – 2,5 km – Ried – 5,5 km – Welkers – 3 km – Abzweig Eichenzell – 4 km – Bronnzell – 2 km – Johannesberg – 4 km – Abzweig Fulda-Mitte = 21 km

Wanderkarte: ,,RH Rhön Nord“
Markierung: blaues „F“, Rhönklub

Die Markierung führt ab Schmalnau rechts der Fulda nahe der Eisenbahnlinie nach Ried. Hier über den Fluss und zum Waldrandweg. Nach 2,5 km rechts die Einmündung der Lütter und der gleichnamige Ort. Es geht zu den Burkhardshöfen am Abzweig nach Welkers und stets nahe links der Fulda zur Brücke nach Eichenzell und vorbei an Löschenrod. Kurz vor der Fliedemündung wechseln wir auf die rechte Seite nach Bronnzell. Dort zurück auf die linke Flussseite, vor Johannesberg her zu den Fuldabrücken und nach rechts zur Stadt.

Ebersburg – 6 km – Schmalnau – 7 km – Welkers – 7 km – Schloss Fasanerie (Adolphseck) = 20 km

Von der Ebersburg auf aussichtsreichem Weg über die kleine Siedlung Oberrod und am Heidküppel her nach Schmalnau hinunter (Zeichen gelbes Dreieck, Rhönklub). Weiter nach dem Zeichen blaues „F“ bis Welkers und evtl. zum Schloss Fasanerie (Beschreibung unter „Fulda“). – Wer nicht nach Fulda weiterwandern will, geht 15 Minuten durch die Schlossanlage und weiter geradeaus zur Bus-Haltestelle Engelhelms mit ziemlich dichter Wagenfolge zur Stadt.

Ried (338 m), OT von Ebersburg, etwa 592 EW. -1453 = ,,zum Ryde“. – 1510 Dorf des Gerichtes Lütter am Hart. 1633 in den Besitz von Fulda. – Kath. Kirche St.Kilian mit ehemals wehrhaftem Chorturm des 15. Jh. mit Schießscharten, Laternenhaube 18. Jh.; Schiff 1933. – Die drei Altäre stammen von der älteren Wehrkirche aus dem 15. Jh. – Holzstatue, hl. Kilian, um 1500. – Spätmittelalterliche Kirchhofs-Wehrmauer.

Lütter (325 m). OT von Eichenzell, etwa 850 EW. – 833 = villa Hlutra. Dorf des Gerichtes Lütter vor der Hart. – Kath. Pfarrkirche zum hl. Kreuz, 1911-13. Seitlich der Chorturm des 15. Jh. mit Spitzhelm; im ehemaligen Altarraum Kreuzrippengewölbe und teilweise stark verblasste spätgotische Wandmalereien, 2. Hälfte 15. Jh., 1935 freigelegt. – Großes Kruzifix vom ehemaligen Hochaltar, Holz, um 1730. Taufstein 1621. – Vom ehern.Wehrkirchhof ein etwa 4 m hoher Rest der Ringmauer mit Schießscharten erhalten.

Welkers (302 m). OT von Eichenzell, 750 EW. – 1166 = Welgeres. – Vom Bahnhof aus führt ein markierter Wanderweg zum 4 km entfernten Schloss Fasanerie.

Eichenzell {314 m), etwa 11 212 EW. – 927 = Eichencella, Dorf des Zehntamtes Fulda. – Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul. 1832-34. – Hauptaltar um 17 40 mit reich geschnitztem Antependium aus der Quiriniuskapelle der Propsteikirche Johannesberg. – An Seitenaltären (2. Hälfte 18. Jh.) kleine Reliefs mit Heiligen (Ende 15. Jh.) – Kanzel um 1750. – Im Chor Holzstatuen. Mitte 15. Jh. -Taufstein 1511. – Orgel 1838. – Ehern. Schloss. 1584 von den Herren v. Ebersberg erbaut, 1715 verändert. Stattlicher dreigeschossiger Steinbau mit viergeschossigem Eckrundturm. Alte Ummauerung. – Fachwerkhaus „Zum Adler“ (Schlossgasse 7), um 1600.

Löschenrod (280 m), OT von Eichenzell. – 1303 = Leissenrod. – Capella b. Marie (um 1386). – Kath. Kirche St. Bartholomäus. Kleine Chorturmanlage der Spätgotik. Im Chorraum Kreuzrippengewölbe. – Steinerne Bogenbrücke über die Fulda von 1717, in neuerer Zeit verändert.

Bronnzell (265 m), StT von Fulda, etwa 1 412 EW. – 862 „Premestes cella“, um 1000 = ,,Prompzelle“. – Nach der Überlieferung stieß Sturmius im März 7 44 bei seiner Suche nach einem Platz für ein Kloster auf den Ortsweg, der von der Wetterau zum Grabfeldgau führte und beim späteren Bronnzell die Fulda überquerte. Hier beschloss er zu übernachten. – Am 8. November 1850 fand hier ein unblutiger Zusammenstoß zwischen preußischen und österreichischen Truppen im Zusammenhang mit den hessischen Verfassungskämpfen statt. Preußen wich damals zurück, es kam zum Vertrag von Ölmütz. Die blutige Entscheidung zugunsten von Preußen fiel dann 1866, die auch für die Rhön Gebietsveränderungen brachte.

Johannesberg, StT von Fulda. Hier bestand die Benediktinerpropstei St. Johannes. Eine erste Kirche wurde 811 durch den Mainzer Erzbischof geweiht. – Sehenswerter spätromanischer Westturm, Westportal mit Achtecksäulen und Zackenbogen. Frühgotisches Spitzbogenportal zum Schiff. Über dem gewölbten Erdgeschoss Turmkapelle (um 1300). – Propstei schloss und Gebäude aus 17. und 18. Jh. – Die 150 m lange, aus 10 Steinbögen bestehende Fuldabrücke nach Kohlhaus mit Vasen und Steinfiguren (Maria, Josef, Bonifatius, Kaiser Heinrich) stammt aus 1765- 1771. Nach Teilsprengungen 1813 und 1945 wiederhergestellt. – Die erste Brücke wurde bereits 852 im Zuge der alten Heerstraße angelegt.

Fulda (261 m), 64008 EW. – Um 500 fränkischer Königshof Eiloha in der Buchonia (Reste 1953 auf dem Domplatz ausgegraben). 744 Gründung eines Klosters durch Benediktinermönch Sturmius im Auftrag von Winfried Bonifatius; 751 wird es dem HI. Stuhl unmittelbar unterstellt. Bonifatius erleidet 754 bei Dokkum/Friesland den Märtyrertod und wird in seinem Lieblingskloster Fulda beigesetzt. 774 wird das Klosterreichsunmittelbar, freie Abtswahl, Immunität. Es erblüht zu einem geistigen und kulturellen Zentrum des Abendlandes, hauptsächlich durch die Klosterschule. 1019 erhält Fulda Markt- und Münzrecht: 1114 Bezeichnung als Stadt (Civitas Fuldensis). 1220 werden durch Erlass Kaiser Friedrich II. die Äbte zu Fürstäbten (bis 1803). – Im Dreißigjährigen Krieg schwere Verwüstungen; Klosterschatz und Bibliothek gingen verloren. 1752 Erhebung der Abtei zum Bistum. Im 18. Jh. wurde Fulda durch großzügige Bautätigkeit eine Barockstadt. Das Bistum wurde 1803 säkularisiert, 1821 reorganisiert; seit 1829 wieder Bischofssitz.

Kulturhistorischer Rundgang:

  1. Stadtschloss. 1706-21 im Barockstil erbaut. Besondere Kostbarkeiten: Spiegelkabinett, Fürstensaal, Porzellansammlung.
  2. Oranqerie. Schönster Profanbau im Barockviertel, 1714-26 erbaut. Sehenswert vor allem der Apollosaal mit deckenüberspannendem Gemälde. – Vor dem Gebäude die Flora-Vase (1728). Sie gilt als ein Höhepunkt barocker Gartenplastik in Deutschland.
  3. Paulustor (1711 ). Barockes Stadttor mit den Figuren der Stadtheiligen und des hl. Paulus.
  4. Michaeliskirche. (820-822). Nachbildung der Grabeskirche in Jerusalem. Eines der ältesten noch erhaltenen Gotteshäuser Deutschlands.
  5. Dom (1704-12). Erbaut auf den Grundmauern der Ratgar-Basilika (791-819), dem im 9. Jh. größten sakralen Bauwerk nördlich der Alpen. In der Krypta des Domes Grabmal des hl. Bonifatius – Dommuseum. Kostbare Reliquiare, sakrale Gewänder, liturgische Geräte.
  6. Hauptwache. Barockbau, ehemalige Schlosswache.
  7. Stadtpfarrkirche. Entstanden 1770-86 unter Fürstbischof Heinrich v. Bibra.
  8. Altes Rathaus. Originalgetreu rekonstruierte Fassade aus dem 16. Jh. Der steinerne Kernbau datiert aus dem 13. Jh.
  9. Museumsbau Alte Stadtschule. Beherbergt das Vonderau Museum mit bedeutender prähistorischer Sammlung und einen Teil des Deutschen Feuerwehrmuseums.
  10. Ehern. Universität. 1734 mit allen Fakultäten von Adolph v. Dalberg gegründet, bestand bis 1803.
  11. Benediktinerinnen-Abtei. 326
  12. Landesbibliothek. Schausammlung kostbarer Buchschätze aus dem Mittelalter, z.B. Bibelfragmente aus dem 5. Jh., Victor-Codex und Cadmug- Evangeliar aus dem Besitz des hl. Bonifatius, Judith-Evangeliar, Welfenchronik, 42-zeilige Gutenberg-Bibel aus Pergament.
    In der näheren Umgebung:
  13. Kloster Frauenberg. Erste Gründung um 800. Seit 1623 Franziskanerkloster. In 15 Gehminuten vom Dom durch gepflegte Anlagen zu erreichen.
  14. Propsteikirche St. Andreas in Fulda-Neuenberg. Krypta mit wertvollen und guterhaltenen Fresken aus spätottonischer Zeit (1025). – Mit dem Stadtbus ab Busbahnhof zu erreichen.
  15. Propsteikirche St. Peter (Grabeskirche der hl. Lioba) in Petersberg. Die Krypta enthält die nachweislich ältesten Wandmalereien auf deutschem Boden (836-847). In der Oberkirche wertvolle Reliefplatten aus dem 12. Jh. – Mit dem Stadtbus ab Busbahnhof zu erreichen.
  16. Schloss Fasanerie (Adolphseck). Prachtvollstes hessisches Barockschloss, einst Sommerresidenz der Fuldaer Reichs- und Fürstäbte. 1730 begonnen und erst 1737-56 vollendet. Südlich von Fulda inmitten eines 75 ha großen englischen Parks gelegen. Sehenswertes Schlossmuseum mit erlesenen Gemälden, Gobelins, Porzellanen, Gläsern und anderen Kostbarkeiten. Wertvolle Sammlung von Originalskulpturen aus griechischer und römischer Zeit. – Zu erreichen (6 km) in 10 Autominuten und mit der Buslinie Fulda-Engelhelms.

Fulda – 2 km – Horas – 3 km – Gläserzell – 7 km – Lüdermünd – 2 km – Abzweig Hemmen – 3,5 km – Abzweig Hartershausen – 2 km – Üllershausen – 2,5 km – Pfordt = 22 km

Wanderkarte: ,,RH Rhön Nord“
Markierung: blaues „F“, Rhönklub

Wir suchen das Wegzeichen an der Fulda wieder auf und wandern an ihr entlang, vorbei an Horas (1250 = Horaha, nach G/äserze// (um 940 = Gleserecella). Nun zur linken Seite des Flusses, Kämmerzell lassen wir gegenüber liegen, nach Lüdermünd. Hier über die Brücke, nach 400 mein mittelalterlicher Wartturm und nach weiteren 400 m links ab. Zwar biegt nach 200 m der Weg wieder nach rechts. Wir schauen uns aber das nahe Steinkreuz aus 1383 an der Straße an: Es ist ein einmaliges Grenz- und Friedensmal, das hier an der Grenze zwischen Fulda und Schlitz neben einer Fuldaer Landwarte steht. Die Inschrift ist verwittert, doch sie konnte 1767 noch gelesen werden. Die Übersetzung: ,,Es entschlief in dem Herrn Winhihlus, Probst der Kirche zu … , im Jahre des Herrn 1383; am 1. Mai wurde als Friedensmal diese Kreuzessäule errichtet.“ – Einige Zeit am Waldrand her, an den Brücken nach Hemmen und Hartershausen vorbei, nach Üllershausen, wo es mal wieder über die Fulda geht. Links nahe des sich dahinschlängelnden Flusses her nach Pfordt. – Von Üllershausen bestand eine Möglichkeit, auf nichtmarkiertem festen Weg in nördlicher Richtung, links am Heidelberg her, nach Schlitz abzubiegen. Dies ist auch von Pfordt aus möglich. Die Entfernung beträgt jeweils etwa 4 km.

Kämmerzell (260-435 m) StT von Fulda. – 12. Jh. = Kerner cella. Ehemals befestigtes Dorf, die beiden Tore wurden im 19. Jh. abgebrochen. Der Überlieferung nach erreichte Sturmius bei seiner Suche nach einem geeigneten Platz für ein Kloster die Stelle, wo die alte Handelsstraße Mainz-Thüringen die Fulda überquerte. Hier entstand später der Ort Kämmerzell. – Die Kath. Pfarrkirche ist von 1802-04. Bei der Restaurierung 1962-63 wurde die ursprüngliche Farbigkeit der Ausstattung erneuert. Prachtvoller Hochaltar (um 1735) aus der ehemaligen Universitätskirche Fulda. Wertvolle Ölgemälde von Emanuel Wohlhaupter. – Kanzel Anfang 19. Jh., Taufstein 1685, Orgel 1802-05. – Ehemals fuldisches Jägerhaus (Hauptstraße 29) und mehrere Fachwerkhäuser, 18. Jh. – Spätgotischer Wartturm Edelsturm der Fuldaer Landwehr südöstlich des Dorfes.

Lüdermünd (244 m) StT von Fulda, 1429 = Lutermunde. An der Einmündung der Lüder, die 822 Lutera und Luteram, 850 Luteraha genannt wird. Die Kath. Kirche St. Johannes d. T. von 1891-92, daneben der hohe, ehemals wehrhafte spätromanische Chorturm mit hochgelegenem Eingang und gekuppelten Schallarkaden, 1. Hälfte 13. Jh., geschweifte Haube 1779; im Erdgeschoss Kreuzgratgewölbe. – Der Barockaltar jetzt in der Rochuskapelle bei Kämmerzell. – Fachwerkhäuser 18. Jh. – Von Sturmius ist überliefert, dass er auf eine Nachenfahrt von Hersfeld bis zur Lüdermündung vorstieß. Er besichtigte bei der Heimfahrt dann die Gegend um das heutige Fraurombach. – Mit dem Name Lüder ist der des argen Straßenräubers Wigand von Lüder, einem in Groß.enlüder eingesessenen Edelmann, verbunden. Nach 1500 beraubte er zahlreiche Kaufleute und selbst den Landgrafen. Er setzte seine Untaten auch nach der Achterklärung fort und wurde schließlich am 28. Oktober 1517 mit dem Schwerte enthauptet.

Hartershausen (229-261 m), StT von Schlitz, 275 EW. – Ev. Pfarrkirche. Kleiner spätgotischer Rechteckbau mit schlankem Spitzhelmdachreiter. An der Nordseite frühgotisches Portal mit Rundstab, wohl vom Gründungsbau 1282. – Taufstein 1507. – Orgel 1684. – Kruzifix Ende 15. Jh. – Zahlreiche Fachwerkhäuser, 17.-19. Jh. – Westlich die Ruine Seeburg, 328 ehemalige Wasserburg der Fuldaer Fürstäbte. Rest eines romanischen, 12 m hohen Wohnturms, Ende 12. Jh.

Üllershausen (226-267 m). StT von Schlitz, 251 EW. – Ev. Kirche, im Kern wohl mittelalterlich. 1586, 1653 und 1757 erneuert oder umgebaut.

Pfordt (224-251 m). StT von Schlitz, 295 EW. – Die ev. Kirche ist von 1615, mit vielleicht mittelalterlichem Kern, ungefähr in Form eines griechischen Kreuzes. Westturm 1894. Dekorative Bemalung der Chorfenster, 17.Jh. (1981 freigelegt). Kleiner origineller Kanzelaltar von 1711, 1981 verändert. Hier ist man so nahe an dem reizvollen Burgenstädtchen Schlitz, dass man diesem doch einen Besuch abstatten sollte. Von Üllershausen und Pfordt sind es, wie erwähnt, nur 4 km. Mehrtagewanderer werden ohnehin in den kleinen Dörfern im Fuldatal Schwierigkeiten haben, eine Herberge zu finden.

Schlitz (248 m). 4954 EW. -Vorgeschichtliche Siedlung. 812 weihte Abt Ratgar von Fulda in Anwesenheit des Erzbischofs von Mainz in Slitese die Kirche. Seit 1116 werden die Herren von Schlitz erwähnt, zuerst von Fulda belehnt; seit 1377 tragen sie den Beinamen „genannt von Görtz“. Sie bauten ein kleines Territorium mit 16 Dörfern auf, das so genannte „Schlitzer Ländchen“. – Der Ort erhielt wohl in der 2. Hälfte 14. Jh. Stadtrechte, 1439 als Stadt erwähnt. -1563 Einführung der Reformation. – 1726 Erhebung der Herren in den Reichsgrafenstand. 1806 an Hessen-Darmstadt. – Die Wohnbauten der kleinen Bergstadt sind eingeordnet in den reichen Burgenring, der Kirche und Marktplatz umschließt und den die Straßenzüge locker umgeben.

Sehenswürdigkeiten: Ev. Stadtkirche St.Margarethe. Weit über zwei Dutzend Umbau- und Erweiterungsmaß.nahmen von vorromanischer Zeit bis zum 20. Jh. ergeben das heutige malerische Bild. Bei der großen Renovierung 1964-66 wurden auch Reste des 812 geweihten Gründungsbaues festgestellt. Von der Ausstattung zu erwähnen: Taufstein 1467. Kruzifix (Bruchstück, Holz) Mitte 15. Jh. Orgelprospekt 1718-19. Messgewänder 14. und 15. Jh. Zahlreiche Grabdenkmäler der Familie von Schlitz gen. Görtz 15.-17. Jh. – Vorderburg (ietzt Heimatmuseum). Eindrucksvolle Baugruppe an der höchsten Stelle der Stadt. Zwei dreigeschossige Flügelbauten; der Ostflügel zum Obertor hin im Kern mittelalterlich, sonst 1565-1600. In der Mitte der quadratische, im Unterbau noch romanische Bergfried mit Haube des 16. Jh. Im Hof alter Sehachtbrunnen mit hölzernem Brunnenhaus und altem Räderwerk, wohl um 1600. – Hinterburg (seit 1950 Altersheim). Schlanker runder Bergfried 14. Jh., Abschluss spätgotisch. Daneben steinerner Wohnbau von 1553. Das dritte Geschoss 1653 in Fachwerk aufgesetzt. Gegenüber ein großer dreigeschossiger Renaissancebau in Stein, 1561-65, verändert 164 7. – Sehachtenburg (jetzt Altenheim). – Zwei stattliche Fachwerkhäuser von 1557 und Anfang 17. Jh., 1962-63 renoviert. – Ottoburg (seit 1955 Jugendherberge). langgestreckter Rechteckbau. 1653-81 durch Erweiterung und Umbau älterer Teile entstanden. – Hallenburg (außerhalb des mittelalterlichen Stadtberinges). Ursprünglich befestigtes Hofgut, Ausbau im 16. Jh. Seitdem bis 1954 Wohnsitz der gräflichen Familie, danach Gymnasium. – Rathaus. Steinbau des 16. Jh., Dach und Haubendachreiter von 1757. – Benderhaus. Um 1600. – Brauerei. 1545, Torbau 1788. – Zahlreiche Fachwerkbauten aus 16.-19. Jh. – Marktbrunnen. Der große Trog 16. Jh., Eisenbänder 17 49, die Figur des hl. Georg 1930. – Stadtbefestigung. Um 1400. Die Stadtmauer in längeren Strecken erhalten. Ein Stadtturm an der Ottoburg verbaut. – Alte Brücke über die Schlitz. Mitte 19. Jh. Ursprünglich acht Steinbögen, ein neunter in neuerer Zeit hinzugefügt.

Fulda, Bahnhof- 3 km – Niesig -14 km – Michelsrombach – 9 km – Langenschwarz = 26 km

Wanderkarte: ,,RH Rhön Nord“
Markierung: X17 (weiß), Knüllgebirgsverein

Während der „Fuldawanderweg“ im Tal der Fulda verläuft und mithin keine Aussichtspunkte bietet, ist die traditionelle Führung des „Fuldahöhenweges“ ausgesprochen aussichtsreich. -Aus dem Bahnhof Fulda tretend, wenden wir uns nach rechts zur Kurfürsten-, dann zur Buttlarstraße und vor dem Herz-Jesu-Krankenhaus nach rechts in den Gerloser Weg zum Stadtteil Niesig (12. Jh. = Nusazi, 1408 = Nuseße). Weiter im Linksbogen zur Siedlung Ascheberg und zum Wanderparkplatz an der Waldecke. Im Zurückblicken schöne Aussicht auf die Stadt. Am Wanderparkplatz (338 m) nach rechts zur Autobahnbrücke; hier besonders schöne Aussicht zur Langen Rhön (Gebirgsstock mit der Wasserkuppe). Nun scharf nach links und unweit der Autobahn auf dem Kamm des Höhenzuges zwischen Fulda und Haune nach Norden, vorbei an einem Wanderparkplatz. Mit geringen Höhenunterschieden wird die Wegespinne (417 m) ,,Rotes Kreuz“ mit Bildstock aus 1852 erreicht (Schutzhütte). Nach weiteren zwei km nach links, die Autobahn wird unterquert, und an einem weiteren Bildstock vorbei zum Waldrand und zum nahen Ziel der Wanderung. – Unsere Wanderung verlief im Zuge der alten Königsstraße, die 801 „Kunigsvueg“ und 980 „Kuningesvueg“ genannt wird. Es dürfte der Weg sein, den Sturmius 736 auf der Suche nach dem für ein Kloster geeigneten Platz gegangen ist. Die alte Straße führte weiter über Michelsrombach und Langenschwarz nach Unterschwarz und von dort im Tal nach Hersfeld. Sie ist wohl identisch mit dem schon sehr früh genannten „Antsenweg“ = Riesenstraße, die zwischen der Schlitz und der Lüder die Fulda überschreitet. – Die 1202 als „regia strata“ bezeugte Straße zog weiter zum Königshof Grane bei Göttingen und nach Hannover.

Michelsrombach (302 m), StT von Hünfeld. – 852 = Ruhenbach. Das Gericht R. wurde von Fulda 1332 an Schlitz versetzt, öfterer Besitzwechsel. – Kath. Pfarrkirche St. Michael. Neubau 1966-67. Aus dem Vorgängerbau übernommen: Kleiner Hochaltar, 1713-14, aus der Hofkapelle des Stiftes Fulda. – Zwei Seitenaltäre um 1700 mit klassizistischen Veränderungen. – Orgelprospekt 1838. – Ehern. Gerichtsstätte mit altem Mauerring und Linde.

Langenschwarz (303 m), OT von Burghaun, etwa 681 EW. Alte Nennung siehe DW 17 /4a. Stammsitz der Fuldaer Ministerialen von Schwarza. 1494 an die Herren von Buchenau. 1677-1793 als Fuldaer Lehen an die von Langenschwarz. – Ev. Pfarrkirche. 1880-81 Neubau in neugotischem Stil. Einige schlichte Grabsteine der Herren von Buchenau, 1506-1688. – Ehern. Schloss. Herrenhaus mit massivem Untergeschoss, im Kern 16. Jh.; das Fachwerkobergeschoss z. T. 17. Jh., ein drittes Stockwerk 1844 abgebrochen. Im 1737 veränderten, 1961 umgebauten Untergeschoss jetzt die kath. Kirche St. Johannes d. T.; darin große stehende Muttergottes, Holz, um 1500. Ein Nebengebäude 1629/1713. – Fachwerkhäuser 18. Jh.

Pfordt- 5 km – Hutzdorf – 2 km – Sandlofs – 4 km – Rimbach – 2 km – Unterschwarz – 4 km – Solms – 5 km – Niederaula = 22 km

Wanderkarte: ,,RH Rhön Nord“ + ,,WH Waldhessen“
Markierung: blaues „F“ bis Unterschwarz, Rhönklub. Dann weißes „F“, Knüllgebirgsverein

Auch diese Wanderung führt durch das hier so liebliche Fuldatal, links und rechts treten bewaldete Höhenzüge oft bis dicht an den Fluss heran. Auf der gegenüberliegenden rechten Seite sehen wir das kleine Dörfchen Fraurombach liegen. Liebhaber alter Dorfkirchen und historischer Stätten werden den kurzen Abstecher dorthin nicht scheuen. – Wir bleiben auf der linken Seite der Fulda und erreichen östlich Hutzdorf die Schlitzmündung. Hier wird der Fluss überquert, und durch die Fuldaauen geht es an den Übergängen nach Queck und Rimbach vorbei nach Unterschwarz. Wie in Wanderung DW 17/3a. beschrieben, kommt von Langenschwarz die alte Königstraße herunter, die nun bis Bad Hersfeld im Fuldatal bleibt. – Auf der Nebenstraße gelangte man früher zur „Schlitzerländer Tierfreiheit“ am Schloss Richthof mit herrlichen Parkanlagen. Dieser Tierpark wurde nach Erkrankung der Besitzerin und dem qualvollen Hungertod einiger Tiere 1999 geschlossen, die restlichen Tiere, wie z.B. die Bären kamen in andere Wildparks. – Einkehrmöglichkeit. – Nun weiter nach Solms und unter der zwei km langen Bundesbahn-Neubaubrücke zum Ziel Niederaula (DW10/6).

Fraurombach (229-243 m), StT von Schlitz, 250 EW. – 852 = Ruhenbach. Der Bach wird schon 801 als „deinde in Ruhunbah“ genannt. – Nach der Überlieferung stieß Sturmius 743 auf der Suche nach einem geeigneten Platz für das geplante Männergroßkloster mit einem Nachen von Hersfeld bis zur Lüdermündung vor. Auf der Heimfahrt besichtigte er dann die Gegend von Fraurombach. – Die ev. Kirche war Wallfahrtskirche Liebfrauen, 1345 zur Pfarrkirche erhoben. Schlichtes romanisches Schiff, 2. Hälfte 12. Jh. (Fenster verändert). In späterer Zeit wohl zur Unterbringung von Pilgern ein Fachwerkobergeschoss aufgesetzt. Kleines Südportal mit Halbkreis-Tympanon, darauf Sonnenzeichen. Schmalerer Rechteckchor mit Netzwölbung und angefügter Sakristei 1522; gleichzeitig der große romanische Chorbogen durch einen kleineren spätgotischen unterfangen. – Bedeutender Zyklus gotischer Wandgemälde, etwa Mitte 14. Jh., der sich mit Lücken über die Triumphbogenwand und die anstoßenden Teile der Langhauswände erstreckt. Spätmittelalterlicher Taufstein. – Orgel 1799. – Dorflinde in alter Ummauerung.

Hutzdorf (224-238 m), StT von Schlitz. Ev. Pfarrkirche von 1712-25. Kanzel 1882, aus der Stadikirche von Schlitz.

Sandlofs (221-269 m), StT von Schlitz, 334 EW. – Ev. Kirche. Kleine bescheidene Chorturmanlage 13. Jh., verschindeltes Turmobergeschoss und Haube von 1785. – Im Chor gotische Wandmalereireste (1981 freigelegt). – Taufstein 1597 mit Schlitzer Wappen.

Rimbach (200-237 m), StT von Schlitz, 415 EW. – Ev. Pfarrkirche. Stattlicher barocker Saalbau 1777-79. Der wuchtige Ostturm mit auffälliger Barockhaube ehemals Chorturm einer mittelalterlichen, 1589-90 erneuerten Kirche. Innen Holztonne von 1894. Kanzel 17 41. Von dem ehemaligen Wehrkirchhof das 1759 erneuerte Pfortenhäuschen mit spätgotischem Spitzbogentor erhalten. – Östlich der Siedlung Walpertsgraben, das wildromantische Tal gleichen Namens. Auf einem Bergsporn Stätte des 1327 genannten Burgsitzes Wallenfels.

Unterschwarz (216 m), 287 EW., Oberwegfurth (215 m, 85 EW.), Unterwegfurth (219 m, 112 EW.), Stadtteile von Schlitz. Der Name des Baches Schwarz taucht schon 801 als Suuarzahauurt, Suuarza-ehafurt auf, der Ortsname um 1400 = zcu alden Swarcza, 1559 = Niddernschwarz. Die Namen deuten auf wichtige Fuldaübergänge. 1896 wurden diese durch die Brücke abgelöst. – Es ist anzunehmen, dass in Oberwegfurth auf der Höhe über dem Fuldatal neben der Kirche (wohl um das 8./9. Jh. erbaut) auch ein fränkischer Königshof stand. – Die ev. Kirche (ehern.Wallfahrt) ist ein kreuzförmiger Bau, tonnengewölbter Chor und Querschiff im Kern romanisch mit ländlich unbeholfenen Einzelformen. In der Spätgotik und 1701 verändert. Über dem Chor barocker Haubendachreiter. – Kirche und der Friedhof daneben waren von altersher der gemeinsame Mittelpunkt der drei Orte. – Auf dem Friedhof eine Reihe alter Grabsteine, die jeweils einen Reiter zeigen. Dazu berichtet das Schlitzer Heimatbuch von 1936: „In Unterschwarz, das seine Toten gleichfalls auf den Oberwegfurther Friedhof bringt, war früher ein Freigut, das von Steuern und Abgaben frei war, aber dafür die Verpflichtung hatte, in Kriegszeiten einen völlig ausgerüsteten Reiter zu stellen. Wenn nun Krieg erklärt war, wurde zuerst vom Besitzer des Freigutes für den Reiter ein Grabstein bestellt, auf dem dieser abgebildet war. Von dem Grabstein aus stieg der Reiter zu Pferd und eilte in den Krieg. Fiel er, so wurde nach erhaltener Nachricht sein Grabstein auf den Friedhof gebracht und dort – ohne Leiche, die im fremden lande lag – eine vollständige Beerdigung gehalten.“

Solms, OT von Niederaula, 102 EW., 1213 = de Salmannes, 1290 = villa Salmannes. Gegenüber mündet die Jossa in die Fulda. Sie erscheint 782 als „super fluviolo Geazaha“, 863 = iazaha, 1011 =. Jazaha, 1347 = Jassa, 1642 = Jossa.

Langenschwarz – 5 km – Wetzlos – 6 km – Mengshäuser Kuppe – 3 km – Hilperhausen – 10 km – Bad Hersfeld= 24 km

Wanderkarten: ,,WH Waldhessen“
Markierung: X17, Knüllgebirgsverein

Im Dorf zunächst links der Straße nach Unterschwarz, bald aber nach rechts in allgemein nördlicher Richtung durch ausgedehnten Wald. Später nach rechts über die Autobahn und links nach Wetzlos. Wir bleiben auf dem aussichtsreichen Höhenweg und gehen in weitem Bogen westlich an Stärklos vorbei. Bald nimmt uns erneut der Wald auf, und am Sternberg (402 m) rechts vorbei zur Wegespinne südlich der Mengshäuser Kuppe. Unser Weg war bisher eine Höhenführung der schon genannten Königsstraße. Nun zum Gipfel (473 m) mit Aussichtsturm und Schutzhütte (DW 10/7). – Wir setzen die Tour in einem bald nach rechts ausholenden Bogen nach Hilperhausen (280 m) fort. Am Bach rechts abwärts, nach 600 m dann hinauf zum Steinküppel (392 m), wo wir auf die Markierung der ,,Wildbahn“ (X3) treffen. Beide Wege führen 1,5 km gemeinsam. Unsere X17 geht links um den Johannesberg herum und führt auf reizvollen Wegen und Pfaden mit guter Aussicht hinunter ins Fuldatal. Durch das Erholungsgebiet in der Fuldaaue und durch den Kurpark wird die Stiftskirche auf direktem Weg erreicht. – Nach der Markierung X3 gelangt man zum Stadtteil Johannesberg mit Busverbindung zur Stadt (DW 3/8).

Wetzlos (320 m), OT von Haunetal, 124 EW. – 1557 = Wetzeis. – Es war ein Dorf des Trümbach’schen Gerichtes Wehrda.

Hilperhausen (265-282 m), OTvon Niederaula, 105 EW. -1185 = Hildeburgehusen.

Niederaula – 7 km – Beiershausen – 2 km – Asbach – 1,5 km – Kohlhausen – 6,5 km – Bad Hersfeld, Bahnhof= 17 km

Wanderkarte: ,,WH Waldhessen“
Markierung: weißes „F“, KGV

Die Markierung führt durch die Hangsiedlung am Hungerberg aufwärts zu den aussichtsreichen Aulabergen und an deren Hängen entlang {bis 360 m) nach Beiershausen. Durchs Feld nach Asbach. Von dort auf der Kreisstraße in Richtung Kohlhausen bis zur Fuldabrücke. Links abbiegend und am Fluss entlang zum Eichhof mit dem historischen Wasserschloss. Nun zum nahen Kurpark und das Südtor an der Stiftsruine vorbei, in das Zentrum von Bad Hersfeld (DW 3/8).

Beiershausen (209-265 m), StT von Bad Hersfeld, 274 EW. – 1332 = Beigershausen. – Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges wüst.

Asbach (215 m), StT von Bad Hersfeld, 1455 EW. -1146 und 1222 schon so genannt als Dorf des hersfeldischen Amtes Niederaula. – Ev. Kirche. Spätgotischer gewölbter Chor. Schlanker Spitzhelmdachreiter. Das Schiff im 17. Jh. und 1779 verändert und Ende 19. Jh. nach Westen verlängert. Zwölfseitiger spätgotischer Taufstein. – Fuldabrücke. Mitte 19. Jh. mit vier Steinbögen. – Burgruine Milnrode westlich des Dorfes. Im 12. Jh. erbaut, seit 1610 Ruine.

Kohlhausen (201-265 m), StT von Bad Hersfeld, 340 EW. – 1362 = Collhusen. Damals Dörfchen des Amtes Johannesberg.

Originalführung: Bad Hersfeld – 12 km – Mecklar – 10 km – Hohe Buche – 10 km – Parkplatz Ludwigseck – 6 km – Straße Oberellenbach- Licherode – 7 km – Morschen, Bhf. = 45 km

Wanderkarte: ,,WH Waldhessen“
Markierung: X17, KGV

Vom Bahnhof an den Bushaltestellen vorbei, über den Zebrastreifen, dann links durch die Bahnunterführung. Weiter den Pfad rechts der Bundesstraße, über die Fulda und auf der alten Friedewalder Straße erreichen wir, den Wilhelmshof links umgehend, den Obersberg (300 m). Hier und an anderen Punkten schöne Aussicht. Nun in Bögen hinunter ins Tal der Solz {210 m) und am Waldrand des Gellenberges her zur Höhe 328 m. Die Mülldeponie lassen wir rechts. Im Rechtsbogen durch den Wald des Spießberges, später scharf nach links und auf aussichtsreichem Feldweg, am Hühnerberg (300 m) vorbei, nach Mecklar. Wir queren die Fulda, im Dunsbachtal aufwärts, später in weiten Bögen zum Tannengarten. Hier ist die Höhe 420 m erreicht, in der wir nun ohne größere Unterschiede bleiben. Am Hasenkopf kommt von links die „Wildbahn“ (X3) von Tann (3 km) herauf. Sie führt nun 2,5 km mit X 17 gemeinsam bis „Hohe Buche“ (450 m), Jagdhütte mit Unterstellmöglichkeit. Von hier nach den Zeichen X3 nach Rotenburg (5 km). X17 bleibt auf dem schönen Kammweg und erreicht nach 3,5 km den Parkplatz „Stock“, wo der „Borgmannweg“ den unsrigen kreuzt. Nach rechts sind es 7 km bis Rotenburg, nach links 4 km bis Niederthalhausen. – Nach weiteren 2,5 km kommen die Zeichen des „Wartburgpfades“ (X9) rechts von Rotenburg (7 km) herauf. Sie führen nun 2,5 km bis Schloss Ludwigseck (420 m, DW 9/5) mit X17 gleich. Zunächst gelangen wir aber nach 1 km zum Punkt 497 m, von dem aus mehrere Wege in die benachbarten Täler fuhren (siehe Wanderkarte). – X17 zeigt abwärts zum südlichen Waldrand des Atzelsteins, wo wir die Straße (393 m) queren. Wieder auf angenehmen Waldwegen aufwärts zur Höhe 502 m. Nun auf schönem, teilweise befestigtem Kammweg mit guten Aussichtspunkten, allmählich abwärts, nach Neumorschen und zum Bahnhof Altmorschen.

Mecklar (198 m), OT von Ludwigsau, 892 EW. – 1252 = Mekelar, 1483 = Meckel. – Die ev. Pfarrkirche ist aus 1732-34. – Einige Fachwerkhäuser 17. bis frühes 19. Jh.

Neumorschen (186 m), OT von Morschen, 730 EW. Alte Nennung des Namens Morschen sh. DW 17/6b. – 1239 = Neumarschen. – Lage am Fuldaübergang der alten Messestraße „Durch die langen Hessen“. Sitz des Gerichtes „uff der Fulda“ im Amt Spangenberg, 1350 von Thüringen an Hessen. – Hier fanden jährlich zwei „ungebotene Things“ und mehrere gebotene, aus besonderem Anlass berufene Rügegerichte, statt. Das Dorf besaß Privilegien, wie sie sonst nur Städten zustanden, wie Marktrecht. Dorftore, Weinhaus mit Schankkonzession. Das Marktrecht verlor der Ort nach einer Bluttat während eines Krammarktes, es wurde 1837 wiederverliehen. Bis Ende des Dreißigjährigen Krieges war N. Sitz des landgräflichen Weinmeisters, 1600 wird von 85 Winzern im Dorf berichtet. Wein war damals Volksgetränk und wurde vielerorts angebaut. – Ev. Kirche. Ehern. wehrhafte Chorturmanlage. Aus spätromanischer Zeit (Mitte 13. Jh.) die Nordwand des Schiffes und die Ostwand mit dem Chorbogen sowie verschiedene Spolien an Turm und Südwand des Schiffes. Die übrigen Bauteile vom Umbau des 15. Jh., Maßwerkfenster. Das Schiff im 18. Jh. in Fachwerk etwas erhöht. Turmhaube 1807. Spätgotisch verzierte Piscina. Steinkanzel Mitte 15. Jh. Emporen des 18. Jh., drei Holzpfosten noch von 1554. Orgel 2. Viertel 18. Jh. Kreuzigungsrelief, 2. Hälfte 14. Jh. -Von dem Wehrkirchhof des 15. Jh. große Teile der Ringmauer mit Schießscharten und Wehrgang sowie das Portal erhalten. – Grabdenkmäler des 18. Jh. – Stattliche Fachwerkhäuser des 17. und 18. Jh. Ehemaliger Junkernhof. – Das frühere Weinhaus ist jetzt Rathaus.

Bad Hersfeld – 7 km -Tann -12 km – Rotenburg= 19 km

Wanderkarte: ,,WH Waldhessen“
Markierung: X3 ,,Wildbahn“, KGV

Die Wanderung entspricht der unter DW 3/8 auf der Wildbahn (siehe auch dort). Da diese in umgekehrter Richtung beschrieben ist, hier die Darstellung von Süden nach Norden. – Vom Bahnhof nach halblinks in die Dudenstraße, geradeaus in die Stadt, rechts in die Breitenstraße, nach links in die Fußgängerzone bis zum Rathaus. Nun nach rechts zur Frauenund Wehneberger Straße. Vor dem Aufstieg in den Wald nach links in die Güldene Kammer. Bisher sahen wir schon manches Interessante von Bad Hersfeld. – Weiter nach links um den aussichtsreichen Wehneberg. Beim Stölzelteich halblinks in den Wald und aufwärts zur Kreuzung. Von hier zunächst abwärts in ein Seitentälchen und weiter zum Waldrand mit schönem Ausblick auf Tann und das Rohrbachtal. – Im Dorf (240 m) an der Gaststätte links ab, gleich wieder rechts, um den Hasenkopf und „Bei den Stöcken“ zur Höhe 450 m. Nun 2,5 km gemeinsam mit der Markierung X17 auf schönem Kammweg zur Hohen Buche mit Jagdhütte Bode (450 m). Die ,,Wildbahn“ biegt hier rechts ab und führt abwärts, an der Detschbachhütte und der nahen Schurianquelle vorbei, zum Münders- Hu··t t 336 bach (224 m). Nun nach dem Zeichen X3 steil über den Berg oder auf dem nur wenig längeren „Eselspfad“ (Zeichen A) bequem und aussichtsreich nach Rotenburg.

Altmorschen – 3,5 km – Heina – 2 km – Wildsberghiitte – 5 km – Malsfeld – 4,5 km – Obermelsungen – 1 km – Melsungen = 17 km

Wanderkarte: ,,WH Waldhessen“
Markierung: X17, HWGHV

Von der Ortsmitte (Orientierungstafel) führt der „Fuldahöhenweg“ aufwärts zum „Dornröschenpfad“ und in der Nähe des Waldrandes aussichtsreich nach Heina (der Hohlweg westlich der heutigen Straße war die alte Nürnberger Straße.) Von Heina weiter auf dieser zum Rastplatz am Wildsberg (hier 400 m, Gipfelhöhe 467 m). Wir genießen die prachtvolle Aussicht in das tief eingeschnittene Fuldatal mit der langen Brücke der neuen Bundesbahnstrecke Hannover-Würzburg. Verträumt grüßt das kleine Binsförth herauf, dahinter die Waldberge des Knülls. – Weiter auf einem Hangweg abwärts zum Waldrand oberhalb des Hofes Sommerberg und zur Straße. Hier scharf nach links abwärts, rechts des Weges enorme Hohlungen, und über die Fuldabrücke nach Maisfeld. – Im Rechtsbogen durch Maisfeld zur früheren Bahnstrecke in Richtung Homberg, links an dieser 500 m entlang und nach links im Feld aufwärts zur Landstraße (281 m). Diese 500 m nach rechts, dann rechts abwärts nach Obermelsungen. Wir bleiben auf der linken Seite der Fulda und gelangen auf dem „Promenadenweg“ zur „Zwei-Pfennig-Brücke“, als Verbindung von der Stadt zum Bahnhof angelegt. Der Name stammt vom Benutzungsgeld, das früher in der kleinen Hütte zu entrichten war. – Über die Brücke ist der Bahnhof gleich erreicht, zentraler Punkt weiterer Streckenwege und des gut durchdachten Rundwegenetzes der Stadt Melsungen (DW 8/5).

Heina (280 m), OT von Morschen, 247 EW., im Volksmund „Heinchen“ oder „Hänchen“ genannt. Der Name deutet auf eine Gründung um 800, sichere Nennung 1305 und 1333 als Hagen bzw. Hayn. – Die ev. Kirche ist ein schlichter Bau des 16. Jh., 1783 durchgreifend erneuert, an der Stelle einer älteren. Schon 1305 wird ein Pfarrer genannt. – Kirchhof mit ehemals wehrhafter Ummauerung. Davor alter steinerner Gerichtstisch unter zwei Linden. – In der Beschreibung von 1766 heißt es u. a.: ,,Gehet hierdurch der Fußpfad von Herßfeld auf Caßell, wovon aber nur die hiesige Branntewein-Schenke einigen Profit hat“. – Die Höhenstraße (frühere Nürnberger Straße), auch Alte Straße und Franzosenweg genannt, war 1762 Rückzugsstraße der Franzosen und wichtigste Verbindung. – Das Höhendorf hatte wohl nie einen besonderen Wohlstand, so deutet der Spottname „Hengscher Bock“ (Zeegenhengsche, auch Zeegenbock) auf die bescheidene Tierhaltung.

Wildsberg. In der Nähe der Kreuzung der bedeutenden Altstraßen „Durch die langen Hessen“ und „Nürnberger Straße“ besaß das Kloster Haina die Burg „Wildenberg“ oder Wildsberg, 1196 als Castrum Wildesberc erwähnt. Ein Geschlecht dieses Namens erscheint bis 1263 in zahlreichen Urkunden. Auch ein Kirchdorf gleichen Namens bestand, wohl am Westhang des Berges gelegen, allerdings bereits 1288 letztmals erwähnt. – Dreiherrenstein, auch Dreiförster- oder Rechenstein genannt, östlich oberhalb des Wanderweges. Hier stießen die Grenzen der Ämter Melsungen und Spangenberg sowie Besitz der von Scholley (Maisfeld) aneinander (Grenzsteine). Der Platz diente den drei Förstern zur Lagerung des geschlagenen Holzes, deren Menge sie hier berechneten.

Mordbuche. Der abgestorbene Baum (500 m nach dem Sendemast rechts) erinnert an ein grausiges Geschehen am 3. Mai 1815. Am Tag zuvor befand sich der wohlhabende Leinenhändler Valentin Hau aus Poppenhausen in der Rhön in Kassel. Im Gasthaus „Heerwagen“ machte er kein Hehl daraus, dass er gut verdient habe. Am nächsten Tage wollte er den Heimweg antreten. Zwei junge Burschen boten ihre Begleitung an. An dem alten Höhenweg schlugen sie den Hau nieder und beraubten ihn. Am Morgen des vierten Tages fanden drei Geflügelhändler den Toten und erstatteten in Spangenberg Anzeige. Drei unschuldig Festgenommene konnten nur dadurch einer Verurteilung entgehen, weil die geraubte Uhr des Hau bei einem der Burschen gesehen wurde. Die Uhr führte dann zu den wirklichen Mördern. Einer konnte fliehen, der andere wurde 1816 in Kassel durchs Schwert hingerichtet.

Fahre, hessische Staatsdomäne. Die Ländereien sind identisch mit der Gemarkung des früheren Dörfchens Schwertzelfurt. Schon vor Karl dem Gr. dürfte hier eine Fähre über die Fulda bestanden haben (vgl. Maisfeld). Luther zog zweimal über die „Langen Hessen“. Noch bis zum Bau der Eisenbahn (1878) wurde die Furt von Wagen und Kutschen lebhaft benutzt. – 1194 wird „villula Svervele-vorde“ genannt, das Kloster Hardehausen hatte hier Besitz. 1294 an Kloster Haydau. 1288 gab es eine Kapelle. 1386 neu geweiht, mit einem Altar und dem Kirchhof. 1526 „Swirzelsforthe'“ mit Haydau an Hessen-Kassel. – 1482 bestehen der Fahrhof links und Gut Fahre rechts der Fulda, zwei Herbergen mit etwas Landwirtschaft. 1527 gehört Fahre links mit dem v. Scholleyschen Gut zu Maisfeld, Amt Melsungen; Gut Fahre mit Schwertzelsfurth zum Amt Spangenberg. In Kriegen, besonders dem Dreißigjährigen, wurde der Fuldaübergang schwer heimgesucht. 1776 kam der Hof Schwertzelsfurth endgültig zum Hof Fahre. – Es soll jahrhundertelang auch eine Fuldabrücke bestanden haben. – 1804 gibt es eine Branntweinbrennerei auf Fahre. 1898 wird die Ernte als so gering bezeichnet, dass der Saal der einstigen Gastwirtschaft (unter der heutigen Wohnung) alle Körnerfrüchte aufnehmen konnte. Unter dem Saal befand sich der Wirtsraum, die Brennerei in den Kellerräumen.

Malsfeld (192 m), 4 171 EW. – 1196 = Alehesfelt. Malzvelten. – 1253 übergab Graf Berthold von Felsberg Dorf und Kirche dem Kloster Breitenau. 1521 zur Hälfte und 1581 ganz in den Besitz der Familie v. Scholley. – Ein Bonifatiusacker in Maisfeld lässt vermuten, dass der Apostel auf der Reise von Fritzlar über Homberg nach Thüringen die Fulda bei Fahre überschritt. – Ev. Kirche. Neugotischer Bau, 1864. Orgel 1723-24. – Alte Friedhofsummauerung. – Gut erhaltene Gerichtsstätte mit kreisförmigem Mauerring, Steintisch und barockem Holzgestänge für das Astwerk der beiden Linden. – 1870/71 Errichtung einer Dampfbrauerei, seit 1928 Genossenschaft. Ab 2004 jetzt zur Brauerei Knallhütte gehörig, gleichzeitig Aufbau eines Brauereimuseums.

Obermelsungen (170 m), StT von Melsungen, 723 EW. – 1151 = Melsungen superior. – Ev. Kirche mit kräftigem, fensterlosem spätgotischen Westturm; verschieferte Glockenstube 1746. Schiff 1744-46, Saalbau. Orgel 1839. – Reste der mittelalterlichen Kirchhofsummauerung. – Der Ort trägt den Spottnamen „Käseland“, nach dem hier früher als Spezialität hergestellten „Doppelt gedrilltem Kochkäse“.

Melsungen – 4 km – Röhrenfurth – 4 km – Loben hausen – 3 km – Wagenfurth – 5 km – Büchenwerra – 4 km – Guxhagen = 20 km

Wanderkarte: ,,HR Naturpark Habichtswald-Reinhardswald“
Markierung X17. HWGHV

Unser Zeichen führt links um das Melsunger Landgrafenschloss und durch die Unterführung der Bundesstraße, dann aufwärts und rechts abbiegend am Hang des Steinwaldkopfes her zum Wendesberg. Hier verlief die alte Nürnberger Straße, die erst im 19. Jh. ins Tal verlegt wurde. – Vom 13. bis 15. Jh. ist am Wendesberg Weinbau überliefert, im 13. und 14. Jh. Stätte der Siedlung Wendesdorf. – Röhrenfurth auf der rechten Fuldaseite lassen wir liegen. Unser Weg führt an einer Vorortsiedlung, dann an einem Campingplatz vorbei und am Fuß des Kesselberges her nach Lobenhausen und Wagenfurth. Nach links aufwärts gelangen wir in das Gebiet der großen Fulda-Doppelschleife. Um einen Überblick zu gewinnen, wandern wir zum Opferplatz (185 m) und spitz nach links wieder hinunter ins Fuldatal und nach Büchenwerra. Wir wechseln auf die rechte Seite des Flusses und erreichen auf aussichtsreichem Weg bald unser Ziel. – Von Büchenwerra bis Guxhagen gibt es drei markierte Wanderwege von etwa gleicher Länge.

Röhrenfurth (195 m), StT von Melsungen, 1200 EW. – 1182 = de Rorefort. – Im Mittelalter ein Adelsdorf, Sitz der Herren von Röhrenfurth. 1432 wurde der Ort durch Vererbung denen v. Riedesel dienstbar. – Eine große Pestepidemie ist von 1597 überliefert. – Bei R. befand sich eine Fuldafurt für die alte Nürnberger Straße, die über Schwarzenberg führte. Die erste Nachricht über eine Holzbrücke dort stammt aus dem 18. Jh., der Ende des 19. Jh. eine Steinbrücke folgte. – Die ev. Kirche stammt aus 1772-81. Taufstein 1592.

Lobenhausen (160 m), OT von Körle, 81 EW. – 1320 = villa Lubinhusen. – Lage an der Einmündung des Freitagsbaches, der 1612 Friettsgraben genannt wird. – Die kleine Kirche „Zu den Seligpreisungen“ stammt aus 1799 und wurde durch die am 22.11.1981 eingeweihten Glasmosaike der Künstlerin Knoop-Schellbach bekannt.

Wagenfurth (160 m), OT von Körle, 140 EW., 1341 = Wanfort, 1486 = Waynfort. Eine besondere Kostbarkeit besitzt die kleine Gemeinde in der Fachwerk-Klosterkapelle, 1341 erstmals erwähnt. Sie ist somit die älteste erhaltene Fachwerk-Dorfkirche Hessens. Nur dem Umstand, dass der Bau immer eine Verwendung fand, ist die Erhaltung zu verdanken. – Ursprünglich diente das Erdgeschoss als Kapelle, der obere Raum (nur durch eine Außentreppe oder Leiter erreichbar) als Fruchtspeicher. Später nutzte man den Bau als Holzschuppen, Hühnerstall und Spritzenhaus. In den 50er Jahren sollte das Haus abgerissen werden, doch die Wagenfurther Bürger setzten die Erhaltung und Renovierung durch. So konnte die Kapelle am 10. Oktober 1964 neu geweiht werden. – Auch einen Spottnamen hat Wagenfurth; man nennt das Dorf die „Schmalzgrube“ nach den dort ansässigen wohlhabenden Bauern.

Büchenwerra (202-258 m), OTvon Guxhagen, 168 EW., 1256 = Buchenwerde, 1260 = Bochenewerdere (Werder= Insel). – Schon vor Bonifatius soll sich der hl. Kilian als Prediger des Evangeliums hier aufgehalten haben. – Landgraf Johann (1308-11) wollte eine feste Stadt gründen, sein früher Tod verhinderte diesen Plan. Eine dem St. Kilian geweihte Kapelle verfiel wohl im 15. Jh., als das Dorf eine Zeit lang wüst geworden war. – Spitzname: ,,Schmaandläcker“. Auf dem Wochenmarkt in Kassel wurde der Schmand (eine hessische Sahnespezialität) angeboten mit dem Werbespruch: ,,Leckete doch emol, er es so höbsch sieße unn stiff.“

Breitenau, OT von Guxhagen. Das ehemalige Benediktinerkloster wurde 1113 durch Werner v. Grüningen gegründet. 1497 Anschluss an die Bursfelder Kongegration, 1527 aufgehoben. 1607-27 zum Schloss ausgebaut, bereits 1626 und 1640 zerstört. 1874 als Landesarmenanstalt eingerichtet. Von 1933-1945 Konzentrationslager und Arbeitslager der Nazis. Seit 1949 „Landesjugendheim Fuldatal“, ab 197 4 offenes psychiatrisches Krankenhaus. – Die Klosterkirche wurde nach 1132 begonnen; der Ostbau Mitte 12. Jh., das Langhaus Ende 12. Jh. fertiggestellt. Der Westbau war 1247 noch unvollendet. 1502-08 Umbauten, 1579 Abbruch der Seitenschiffe und fünfgeschossige Unterteilung der Kirche als Fruchtspeicher. Anfang 17. Jh. die Nebenchöre abgebrochen. 1874 das Mittelschiff viergeschossig ausgebaut, Chor und Querschiff wieder als Kirche eingerichtet (1929 restauriert). Der Westbau 1898 durch einen Treppenhauseinbau im Inneren verstümmelt und von einem wuchtigen neuromanischen Westturm überbaut. – Trotz der einschneidenden Veränderungen noch heute eindrucksvolle Gesamtwirkung. Im Inneren zahlreiche bemerkenswerte Details. Sehr gut sind die Formen im Westbau mit herrlichen Kapitellen. – Im ersten Stock sind das Modell des Klosters, der Kirche, Kopien von Zeichnungen und vorzügliche Steinmetzarbeiten aus der Frühzeit des Klosters zu besichtigen.

Guxhagen (225 m), 5299 EW. – 1352 = Kukushayn, 1357 = Gukishan. – 1309 bestimmte ein Vertrag des Landgrafen mit dem Kloster Breitenau, dass zwischen der Fulda und dem Schwarzbach eine Stadt gebaut werden solle. Dies ist wohl der Ursprung des Dorfes. Am 8. September 1513 weihte der Mainzer Weihbischof „die neue Kapelle im Dorf Guxhayn“ mit einem Hochaltar. Sie lag in der oberen Gasse hinter den Scheunen des Oberhofes Werner, wo noch eine gotische Haustür zu sehen ist. – Im Siebenjährigen Krieg hatte das Dorf viel Schweres auszustehen. – Die erste Fuldabrücke stammt aus 1883/84, zuvor bestand eine Fähre. – Von der ehern. Fuldaschifffahrt ist die Schleuse noch vorhanden. – Spitzname: Schlottenschisser oder auch „Fulleschisser“. Die Gemüsebeete gingen bis an die Fulda, so dass die Feldarbeiter dort am Ufer ihre „Geschäftchen“ verrichten mussten.

Guxhagen, Bhf. – 5 km – Guntershausen – 4 km – Felsengarten – 4 km – Neue Mühle – 6 km – Kassel, Altmarkt= 19 km

Wanderkarte: ,,HR Naturpark Habichtswald-Reinhardswald“
Markierung: X17, HWGHV

Vom Bahnhof Guxhagen aus die Höhenstraße an Sportplatz und Schule vorbei bis zu dem Wäldchen, an dem der Weg nach links hinunter über die Bahn und nach rechts unter der Autobahn her führt. Bis zur Fuldabrücke zeigen die Zeichen an der Bahn entlang. Wenn wir zur Mündung der von links kommenden Eder gelangen wollen, machen wir den kleinen Umweg durch die Felder dorthin. Die Eder ist ein durchaus gleichberechtiger Nebenfluss, der etwa die gleiche Wassermenge bringt wie die Fulda. – Wir unterqueren die große, 283 m lange und 28 m hohe Eisenbahnbrücke, die nach der Erbauung 1846-52 als technisches Wunderwerk berühmt war. Dann nach links über die„ Totenbrücke“. Diese hat ihren Namen von einer in der Zeit des Brückenbaus 1924/25 in Lobenhausen ertrunkenen Frau, die in den frischen Beton eingeschwemmt wurde. – Weiter am Rand von Guntershausen her, die Sauna überschreitend und an der Fulda entlang. Der Bahnhof ist hochgelegen, der „Ederhöhenweg“ (E) kommt von ihm herunter; diese Markierung läuft nun bis Kassel gleich mit X17. – Nach 3 km im idyllischen Fuldatal, die mächtige Brücke für die Bundesbahn-Neubaustrecke wird unterquert, steigt die Markierung zum Bahnhof Rengershausen und dem früheren Lokal Felsengarten hinauf. Von oben schöner Blick auf die jenseits der Fulda liegenden Orte Dittershausen und Dennhausen, jetzt Fuldabrück. Ab hier beschreibt der Fluss einen weiten Bogen, den der markierte Weg über das „Lange Feld“ abschneidet. Auf dieser Hochfläche fanden um die Jahrhundertwende mehrmals Kaisermanöver statt. – Wir kommen zum sehenswerten „Englischen Friedhof“, Kriegsgräberstätte aus dem Ersten Weltkrieg. Er ist Hoheitsgebiet des Britischen Reiches und wird von diesem gepflegt. Daneben der „Russische Friedhof“, wo ebenfalls verstorbene Kriegsgefangene bestattet sind. – Der Feldweg mit sehr schöner Aussicht ins Kasseler Becken und zu den Höhenzügen ringsherum führt zu der Abzweigung nach Niederzwehren (2 km) mit Straßenbahn- Haltestelle. Auf der Wartekuppe verschanzte sich Jerome 1811, als er einen Angriff der Reiterseharen des russischen Generals Tschernitscheff fürchtete. – Die bisherige Richtung beibehaltend, gerade weiter zu einer alten Hohlung, ,,Eselsweg“, auch „Diebsweg“ genannt. Sie führt zur früheren Fuldafurt an der Neuen Mühle. Weiter nahe der Fulda bis kurz hinter der Eisenbahnbrücke. Rechts am Weg ein kleiner Wasserlauf zu den Teichen in der Karlsaue. – Es folgt der Fuldadamm mit den Heimen der wassersporttreibenden Vereine und das Schwimmstadion. Sehr schön ist ein Gang links durch die großartige Karlsaue; gleich am Beginn die Blumeninsel „Siebenbergen“ oder durch das Freizeitgebiet rechts der Fulda. – Bald ist nach der Drahtbrücke, ein Fußsteg über die Fulda, das Rondell erreicht, Rest des mittelalterlichen Landgrafenschlosses. Hier aufwärts zum Altmarkt mit Straßenbahnhaltestellen. Zum Hauptbahnhof sind es von dort etwa 1000 m. – Zu Kassel: siehe Gebiet 5.1.

Guntershausen (202-258 m), StT von Baunatal, 987 EW. – 1074 = Huntireshusun. – Eine Kirche wird 1495 genannt, die heutige ist von 1912. – Seine große Zeit erlebte das abgelegene Dörfchen, als die beiden Eisenbahnlinien nach Fulda und Marburg zwar schon betrieben wurden, aber die Brücke noch nicht fertiggestellt war. Wer mit der Main-Weser-Bahn von Marburg her kam, hatte hier Gelegenheit, in die Kurfürst-FriedrichWilhelm- Nordbahn von Warburg über Kassel nach Eisenach umzusteigen. So sah Guntershausen viele Gäste, darunter hohe Fürsten. Das Hotel „Bellevue“ wurde gebaut. Es ist überliefert, dass der russische Zar hier siebenmal übernachtete. Dem „Eisernen Kanzler“ v. Bismarck gefiel es hier so gut, dass er 1870/71 und 1878 Ruhe und Erholung suchte. – Später fand das Haus verschiedene Verwendung. Es war u. a. Reitschule, Lazarett, Internat, Missionshaus und ist heute als „Maria-Sehre-Heim“ Alterssitz des Kurhessischen Diakonissenhauses.

Rengershausen (199-240 m), StT von Baunatal, 2 379 EW. – 1123 = Ringolfeshusen, 1155 = Reingozzeshusen. – Ortsadel 1213 bis 1346 genannt. – Ort vom Bahnhof 1,5 km entfernt. Ev. Kirche aus 1800-17. Schlichter klassizistischer Saalbau mit Fachwerktürmchen. Kanzel 1801. Taufstein 1575 aus der alten Kirche, die 1753 als baufällig genannt wird. Orgel 1839. Spätgotischer Kelch, Silber vergoldet, 1443. – 500 m entfernt Gasthaus und Brauerei Knallhütte an der 1727-45 nach hier verlegten und ausgebauten Frankfurter Heerstraße. Geburtshaus der am 8.11.1775 geborenen Katharina Dorothea Pierson, später in Niederzwehren die Märchenfrau Viehmann der Brüder Grimm. – Im Siebenjährigen Krieg gab es einige Scharmützel zwischen Bauern und französischen Soldaten. – Am 23.4.1809 unglückliches Gefecht aufständischer Hessen gegen die Franzosen. – 1897 fiel die Knallhütte einem Brand zum Opfer, bald wiederaufgebaut. – Im Volksmund nennt man Rengershausen: Seckbach an der Knatter (die Seckbächer, die am Seegbach Wohnenden).

Neue Mühle, StT von Kassel (Niederzwehren). Uralte Fuldafurt im Zuge von Höhenstraßen. Furt und Steg wurden noch bis ins 19. Jh. benutzt. Landwirte, Händler, ja ganze Heere querten hier die Fulda, so z. 8. die Hessen und Franzosen am 22./23. Juli 1758 vor dem Gefecht am Sandershäuser Berg (sh. DW 13/2). Noch einmal benutzt am 28. September 1813 von den Kosaken unter General Czernitscheff. -Anfang 15. Jh. Mahlmühle angelegt, 1601 Einbau von Schleusen in die Wehre zwecks Hebung der Schiffahrt. 1766 wurde ein Holz- und Marmorschneidegang angelegt, 1840 eine Eisenwarenfabrik gegründet. Mühle und dazugehörige Gebäude fielen 1877 einer Feuersbrunst zum Opfer, nicht wieder aufgebaut. 1890 an die Stadt Kassel, Einrichtung eines Wasserkraftwerkes. Später kam ein Pumpwerk für das in den nahen Giesewiesen geförderte Trinkwasser hinzu. – Sehenswertes Museum über die Wasserversorgung. – Braunkohlekraftwerk aus 1956-59, ab 1989 zum Fernheizkraftwerk umgerüstet. – Außenstelle (Ursprung 1889) der Städtischen Kliniken Kassel. – Der Stadtteil ist seit Generationen beliebtes Ausflugsziel der Kasseler. – 2 km südlich in der Fuldaschleife das Gut Freienhagen. 1346 wird Vryenhein als wüst bezeichnet. Landgräflicher Hof. Seit 1814 privater Gutsbezirk. Im 19. Jh. Ziel von Lustbarkeitsfahrten der Landgrafen auf der Fulda.

Niederzwehren, StT von Kassel, am Grunnelbach (Grunneln = Süßwasserfische) gelegen, in Oberzwehren Heisebach und unterhalb, der Fulda zu, Mühlbach genannt. – 1074 = Tweron, 1123 = Dwern. – Dem Namen nach dürfte die Gründung schon im 3./4. Jh. erfolgt sein. Forscher vermuten an ,,Opperrain“ und „Donarsbrunnen“ heidnische Kultstätten. Überliefert ist, dass Bonifatius auf einer Reise von Fritzlar nach Erfurt hier durchzog. Der nahe östlich an N. vorbeiziehende Weg wurde nach ihm benannt. Alte Karten und Flurnamen bestätigen den Namen. Bis zur Ablösung 1831 waren die Äcker beiderseits des Weges, den der Fuß des heiligen Mannes betreten haben soll, zehntfrei. An der Südspitze der Karlsaue bestand danach die Fuldafurt dieser alten Völkerstraße. – Ein Ortsadel wird 1240-1592 genannt. Der frühere, am Bach gelegene Perlenhof dürfte der Burghof gewesen sein. – N. wurde wegen der Nähe zur Festung Kassel mehrmals zerstört, so 1385, 1402, 1640. Ein denkwürdiges Ereignis fand am 7. und 8. Juli 1378 statt. Kassel erlebte seine erste Belagerung mit gewaltiger Macht von der Höhe des Weinbergs aus. Zweimal wurde die Stadt vergeblich bestürmt, ,,sie schossen mit mehr als zweihundert zentnerschweren Büchsensteinen, dazu mit über 500 Feuerpfeilen“. Dann schlug die Bürgerwehr die Belagerer in die Flucht und verfolgte sie bis in die Gegend von Zwehren. In der Gegend zwischen der heutigen Waldkappeler Bahn und der Leuschnerstraße wurden die Feinde eingeholt. Wie es heißt, blieben 1 000 Tote liegen. Der fromme Landgraf ließ alle christlich bestatten und rote Sandsteinkreuze setzen, die dort noch im. 19. Jh. standen. Erhalten hat sich der Gemarkungsnamen „Bei den Kreuzen“. – Die ev. Mathäuskirche auf einer Anhöhe ist eine ehemalige Wehranlage mit mächtigem Chorturm aus 1472; an den vier Schallarkaden jeweils eine Pechnase mit Schlüsselscharte; Spitzhelm mit vier Ecktürmchen über Steinkonsolen. Im Chorraum Rippengewölbe auf figürlichen Konsolen und Schlussstein mit Engel. Sakramentsnische mit Maßwerkbekrönung aus der Bauzeit. – Das Schiff wurde 1789-90 neu erbaut und mehrmals verändert. – Um den Kirchhof Reste der mittelalterlichen Wehrmauer. – Im Ort zahlreiche Fachwerkhäuser, darunter BrüderGrimm- Straße 46 und Märchenweg 11, in denen die Märchenfrau der Brüder Grimm, die„ Viehmännin“, wohnte (sh. Rengershausen-Knallhütte). – 1936 wurde Niederzwehren nach Kassel eingemeindet.

Karlsaue. Die Geschichte dieses großartigen Parks beginnt 1277, als Landgraf Heinrich 1. Kassel zu seiner bleibenden Residenz wählte. Zur Errichtung eines größeren Gartens 1308 Tausch einer halben Hufe Landes „auf der Fulda“ mit dem Kloster Hardehausen gegen ein Gebiet bei Hohenkirchen. Die halbe Hufe wird als eine sumpfige, mit Bäumen und Sträuchern bedeckte und mit Wild belebte Niederung beschrieben. – Großzügige Ausgestaltung unter Landgraf Karl. Entwässerung des Surnpfgebietes durch Küchen- und Hirschgraben sowie Teiche. Aufschüttung des Fuldadammes und der Blumeninsel Siebenbergen. – An der weiten Karlswiese das Orangerieschloss aus 1701-1 O; im Zweiten Weltkrieg zerstört, originalgetreu wiederaufgebaut. – Daneben das Marmorbad (1728) mit prachtvollen Skulpturen des Bildhauers Monnot und seiner Söhne; meist Stoffe aus Ovids Metamorphosen behandelnd. In der Karlsaue der große Aueteich mit Insel und dem weithin leuchtenden Tempelchen. Von Wasser umgeben das „botanische Schatzkästlein“ Siebenbergen, das immer einen Besuch wert ist. – Die Karlsaue war 1955 und 1981 Stätte von Bundesgartenschauen.

Kassel, Altmarkt – 4 km – Wolfsanger – 4 km – Graue Katze – 4 km – Simmershausen – 5 km – Wahnhausen – 4 km – Abzweig Knickhagen – 3 km – Wilhelmshausen = 24 km

Wanderkarte: ,,HR Naturpark Habichtswald-Reinhardswald“
Markierung: X17, HWGHV

Wir kommen heute in das tiefeingeschnittene Tal der unteren Fulda. Außer der X3 verläuft hier noch die „Wildbahn“. In Verbindung mit dieser und einigen Nebenwegen gibt es auf beiden Seiten der Fulda mehrere Varianten, die am besten den Wanderkarten entnommen werden. – Die Wanderung kann im Stadtteil Wolfsanger begonnen werden, Endpunkt der Straßenbahnlinie. Während X3 nun zur Hasenhecke und zum Lohberg (245 m) hinaufsteigt, zeigt das Zeichen X17 durch den Sattel (220 m) des Quelberges. Der Name kommt keineswegs von Quelle, wohl von „Quälen“, denn die alte Straße von Wolfsanger zur Fuldafurt Spiekershausen (Spieke = Steg) führte etwa so, wie der Wanderweg verläuft. – Die Waldgaststätte (Hotel) ,,Graue Katze/ Roter Kater“ (DW 3/4) gegenüber von Spiekershausen ist bald erreicht. – Bis hier kann man auch den idyllischen Uferpfad (nicht markiert) gehen. Allerdings werden die Begegnungen mit Radfahrern manchmal lästig. – Nun bleibt unsere X17 4 km neben der Fulda, wobei wir die beiden Eisenbahnbrücken passieren. Nahe Simmershausen (DW 3/4) treffen die Wege X3 und X17 wieder zusammen, um sich nach 2,5 km bei Höhe 250 m erneut zu trennen. Unsere X17 führt aussichtsreich um den Dicken Kopf bis zur oberen Bebauungsgrenze von Wahnhausen. Dieser Weg ist gegenüber der X3-Führung 4 km länger. – Südlich Knickhagen vereinigen sich die Wege wieder und führen gemeinsam über die Siedlung Rehwinkel nach Wilhelmshausen (DW 3/4) hinunter. – Zum Reinhardswald: siehe Gebiet 5.4.

Graue Katze, zu Fuldatal. Anfang des 19. Jh. richtete Hessen an der uralten Fuldafurt nach Spiekershausen (Spieke = Furt, Steg) ein Wachthaus ein, um dem Schmuggel zu begegnen. Daraus wurde um 1860 ein Gasthaus, das nach der alten grauhaarigen Wirtin den noch heute üblichen Namen erhielt. Später kamen „Roter Kater“ und das nicht mehr existierende „Waldschlösschen“ hinzu. – Dies war ein gern und häufig aufgesuchter Ausflugsort der Kasseler, zu Fuß oder per Schiff. In den Jahrzehnten um die Jahrhundertwende musste man als Kasseler wenigstens einmal jährlich mit dem Dampfer „Eisa“ zur Grauen Katze gefahren sein. – Von Wolfsanger her besteht der angenehme Treidelpfad, der allerdings auch von Radfahrern benutzt wird. Die Landstraße wurde erst in den zwanziger Jahren des 20. Jh. durch eine Notstandsmaßnahme gebaut.

Wahnhausen (125-301 m). OT von Fuldatal, 620 EW. – Wannen = Grenze. In karolingischer Zeit Königshof. – 880 = Wanhuson in pago Hassim, 1107 = Wanenhusun in comitatu Wernheri. – Das Dorf gehörte mit Grund und Boden und Nutzung den Landgrafen, mit der Landeshoheit aber Braunschweig. Am 30. Juli 1832 im Tausch gegen Laubach an Kurhessen. – Oberhalb W. der „Hessenweg“, ehemaliger Kirchweg nach Simmershausen. Diesen sind wir etwa gegangen. – Die Wahnhäuser haben den Spitznamen „Fischerkötzen“. Sie besaßen größere Fischereirechte, die ihnen bisweilen geneidet wurden. – Spitzname: die Abutzen (Fuldafische).

Fuldaübergänge. Ursprünglich bestanden Fähren für den Personen- und Güterverkehr bei Wolfsanger, Spiekershausen, Wilhelmshausen und Wahnhausen. Durch die Einstellung um 1960 entfiel die Möglichkeit, zur anderen Seite überzusetzen. Eine Besserung trat erst durch die Umkanalisierung der Fulda ein. Die für die Schiffahrt um 1600 erbauten und 1890-95 modernisierten Schleusen bei Kassel, Wolfsanger, Spiekershausen, Wahnhausen, Speele, Wilhelmshausen und Bonaforth wurden durch neue bei Kragenhof, Wilhelmshausen und Bonaforth ersetzt. Diese ermöglichen nun das Überqueren der Fulda.

Wilhelmshausen – 7 km – Tillyschanze – 3 km – Weserstein – 2 km – Hann. Münden, Bahnhof= 12 km

Wanderkarte: ,,HR Naturpark Habichtswald-Reinhardswald“
Markierung: X17, HWGHV

Diese Tour hat bis zur Tillyschanze Gleichlauf mit der „Wildbahn“, Zeichen X3, so dass sich hier eine Beschreibung erübrigt. Ab Tillyschanze führt das Zeichen zur Jugendherberge (noch 2 km), während X17 zum Weserstein am Zusammenfluss von Werra und Fulda leitet. Wer den ganzen „Fuldahöhen- und Wanderweg“ erwandert hat, wird zu dem Foto an der Quelle auch hier eines schießen wollen. – Der Weserstein trägt die Inschrift:

Wo Werra sich und Fulda küssen Sie ihre Namen büssen müssen. Und hier entsteht durch diesen Kuss Deutsch bis zum Meer der Weser Fluss Hann. Münden, d. 31. Juli 1899

Und wer den Wanderpass vom HWGHV (Kassel, Wilhelmstr. 19) erworben hat oder noch anfordert, kann mit Recht das schöne Erinnerungsabzeichen mit Wasserkuppe und Weserstein verliehen bekommen. Für mindestens 100 km auf der Wanderstrecke X17 oder benachbarten Wegen gibt es dieses in Bronze, für 170 km oder mehr in Gold.